Haben Sie sich das auch schon einmal gefragt: Warum hat dieser Hund gerade Angst vor mir? Oder: Warum hat er mich gerade angeknurrt? Ich tu ihm doch nichts Böses! Stimmt – zumindest sehen wir Menschen das so. Viele Hunde sehen es aber anders.

Warum sollten wir darüber nachdenken, wann und warum sich ein Hund bedroht fühlt?

Ein bedrohter Hund könnte entweder flüchten, er könnte „einfrieren“ und einfach zitternd stehen bleiben oder er könnte mit Aggression auf eine Bedrohung reagieren. Ein kopflos flüchtender Hund kann eine große Gefahr für seine Umwelt darstellen, wenn er z. B. einen Verkehrsunfall verursacht. Wenn ein ängstlicher Hund zitternd stehen bleibt und ansonsten keine weitere Reaktion mehr zeigen kann, ist das zumindest für seine weitere Entwicklung eine dramatische Erfahrung, die seine psychische Verfassung generell verschlimmert. Es gibt jedoch auch Hunde, die reagieren aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen, um die Bedrohung fortzutreiben. Sie beißen nicht unbedingt sofort, knurren aber oder versuchen ein Drohschnappen, mit dem sie manchmal doch den vermeintlichen Angreifer berühren und verletzen, auch wenn sie dies gar nicht beabsichtigten. Sie sehen, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass sich ein Hund – unser eigener oder ein fremder – nicht bedroht fühlt.

Wann fühlt sich ein Hund bedroht und damit unwohl?

Je nach Wesensfestigkeit oder Lernerfahrungen gibt es von Hund zu Hund natürlich unterschiedliche Situationen, in denen sie sich unterschiedlich stark bedroht fühlen. Generell sind folgende Standardsituationen für einen Hund bedrohlich:

- Wenn man mit der Hand über ihn fasst, auch wenn man ihn nicht berührt.

- Wenn man ihm von oben über den Kopf oder den Rücken streichelt.

- Wenn man sich halb oder komplett über den Hund stellt.

- Wenn man sich über den Hund beugt.

- Wenn man ihm plötzlich und direkt in die Augen sieht.

- Wenn man sich frontal und sehr nah vor den Hund stellt.

- Wenn man den Hund mit einer schnellen, plötzlichen Bewegung anfasst.

Tja, und selbst, wenn Sie dies alles ja gar nicht in böser Absicht machen, sondern dem Hund ein Leckerchen geben oder ihn ableinen möchten – die Chancen stehen nicht schlecht, dass er es als Bedrohung ansieht und entsprechend reagiert.

Was können wir machen?

Die Antwort ist einfach: Gehen Sie nicht gedankenlos auf einen Hund zu und berühren Sie ihn nicht plötzlich, nur weil Ihnen danach ist. Viele Leute streicheln nahezu jeden Hund, der ihnen begegnet, und das ständig auf dem Rücken oder dem Kopf. Beobachten Sie den Hund. Zeigt er Anzeichen des Unwohlseins oder der Unsicherheit wie Beschwichtigungssignale (z. B. Lippen lecken, Gähnen, auf dem Boden schnüffeln, einen Bogen laufen), dann helfen Sie ihm. Schauen Sie ihn nicht direkt an, laufen Sie langsamer, berühren Sie ihn nicht. Vermeiden Sie alle Dinge, die ihn dazu zwingen zu flüchten oder selbst zu drohen.

Denken Sie daran: Wenn ein Hund droht, dann wurde er meistens zuvor bedroht. Oft auch durch uns!

Viele Grüße

Ihre

Martina Nau