Hatten Sie auch schon mal den Verdacht, dass Ihr Hund so denkt:

 


Was ich irgendwann schon einmal hatte, ist meins.
Was ich sehe, ist meins.
Was ich mag, ist meins.
Was ich zerkaut habe, ist meins.
Was du weglegst, ist meins.
Was ich zuerst gerochen habe, ist meins.
Was meins ist, kann nie wieder deins werden.“

Ja? Das haben Sie richtig erkannt. So sind sie, unsere lieben Vierbeiner. Sie sind nicht nur Vierbeiner, sondern auch Meins-Sager. Natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen, die nur selten meinen, ein Ball oder ein Stock gehöre ihnen und Besitzansprüche höchstens vorsichtig bei einem Knochen anmelden. Aber mal ganz ehrlich: die meisten Hunde denken doch, ihnen gehöre die ganze restliche Welt.

Das alles ist nicht schlimm. Für unsere Hunde ist seit vielen Jahrtausenden alles Mögliche eine wichtige Ressource, die im Zweifelsfalls das Überleben garantiert. Zudem haben wir bei bestimmten Hunderassen Beuteverhalten oder Wachverhalten durch Zucht verstärkt, weil wir es zum Beispiel für die Jagd oder das Viehhüten brauchten, oder weil der Hund unser Eigentum beschützen sollte. Sie zeigen es häufig, indem sie eine Pfote auf einen Gegenstand legen oder sich selbst mit ihrem ganzen Körper. 

Ressourcenverteidigung ist also ein normales Verhalten unter Hunden … wenn, ja wenn es nicht ausufert. Denn wenn es ausufert, dann ist es Aggression. 

Die meisten Hunde verteidigen ihr Eigentum durch einen starren Blick, durch Knurren, durch Schnappen (als Warnung in die Luft) oder durch Zähnezeigen. Manche Hunde drehen sich mit ihrer Beute auch weg vom vermeintlichen Dieb und essen schneller, wenn es sich um Essbares handelt. 

Schlimmer wird es, wenn unsere Hunde durch Beißen ihren Besitz verteidigen. In diesem Fall kann man nur hoffen, dass sie eine gute Beißhemmung besitzen und sich sofort zurückziehen, sobald sich der vermeintliche Dieb zurück zieht. 

Wir Hundeerzieher können jedoch dafür sorgen, dass ein übersteigertes Verteidigungsverhalten erst gar nicht entsteht. Wichtig ist die Früherziehung beim Welpen. Trainieren Sie Beißhemmung und tauschen Sie möglichst mehrmals am Tag alle möglichen Dinge, die Ihr Welpe hat, gegen ein anderes Spielzeug oder Leckerchen. Hat er irgendetwas, das er eigentlich behalten darf, nehmen Sie es ihm ab und geben es ihm danach ab und zu  SOFORT  zurück. Auf diesem Wege lernt er, dass nicht alles, was Sie ihm abnehmen, für immer verloren ist. Manches bekommt er auch sofort zurück ... wenn Ihnen danach ist! So wird aus dem Zurückgeben im Handumdrehen die Belohnung fürs Abgeben. 

Trainieren Sie sehr früh ein Kommando wie „Aus“ fürs Abgeben oder Fallenlassen. All das funktioniert auch sehr gut bei älteren Hunden. 

Haben Sie einen wahren Beutegeier, dann gibt es einen einfachen Trick, der (fast) immer viele Probleme gleichzeitig löst: bringen Sie ihm das Apportieren bei. Apportieren heißt aber nicht: Ball weg werfen, Hund rennt hinterher und spuckt ihn vor die Füße! Nein, ich denke da an ein systematisches Apportiertraining und nicht an Wegwerfspiele. Hierzu nutzen wir einen Gegenstand, den wir positiv einführen, der aber kein Spielzeug ist. Es sollte kein Ball sein. Dieser Gegenstand (wir nehmen immer Canvas-Dummys,  KEINE  Futterdummys) wird ab sofort das Objekt, mit dem wir gemeinsam Spaß haben, für das es aber auch Regeln gibt. 

Aber es gibt noch mehr Dinge, die unsere Hunde des öfteren zu ihrem Eigentum deklarieren. Es könnten Orte wie ein Bett oder das Sofa sein, das Auto, ihren eigenen Körper oder der eigene Besitzer. Die letzte Möglichkeit wird übrigens von manchen Besitzern gar nicht negativ gesehen. Einige freuen sich sogar darüber – bis es zum ersten Beißvorfall kommt.

Um wieder zurück zum Anfang unseres Blogs zu kommen: Sehen Sie eventuelle Verteidigungs- und Ressourcenbewahrungs-Versuche Ihres Hundes bitte nicht so, als wollte er die Weltherrschaft erringen. Er denkt ganz einfach, so wie ich es oben versucht habe darzustellen: Er möchte nur so viele Reichtümer wie möglich ansammeln. Und mal ganz ehrlich: ist das nicht sogar auch ein bisschen menschlich? Man muss dieses Verhalten nur im normalen Rahmen halten.

 Herzliche Grüße

 

Ihre Martina Nau