Waren Sie schon mal so richtig heiser? Ich meine so heiser, dass Sie kaum noch flüstern konnten. Und das 2 Wochen lang. Mir ist das passiert. Als ich wieder sprechen konnte, fiel mir auf, dass ich so viele herzliche und lieb gemeinte Tipps bekommen hatte, dass ich eigentlich ein Buch über Tipps gegen Heiserkeit schreiben konnte … 

Sie glauben es kaum, was alles dabei war: Halswickel auf allen möglichen Grundlagen, Kamillentee: ja, Kamillentee: auf keinen Fall, Salbeibonbons, Thymiantee, diverse homöopathische Mittel, diverse pharmazeutische Mittel, ein echter Wollschal, ein echter Seidenschal, Eukalyptusöldämpfe. Ich könnte noch einige Reihen lang weiter machen. Ich habe nahezu alles gemacht, was man mir geraten hat und es war gut, denn ich hatte das Gefühl, nicht hilflos herumzusitzen und zu warten, bis meine Stimme wieder kommt. Was wirklich geholfen hat, das verrate ich Ihnen später.

Warum schreibe ich das jetzt? Meine Heiserkeit hatte viel Ähnlichkeit mit Hundeproblemen. Haben Sie das auch schon bemerkt? Sie haben Probleme mit Ihrem Hund und jeder, dem Sie davon erzählen, hat eine andere Lösung für dieses eine Problem parat. Alle Vorschläge sind ehrlich und lieb gemeint. Leider ist es so, dass sich viele Leute verleiten lassen, jeden Tipp „auszuprobieren“, alles mal zu versuchen und zu hoffen, dass sich das Problem zügig löst. Zudem liest man gerne mehrere Bücher zum gleichen Thema, immer in der Hoffnung, auf die ultimative Lösung zu stoßen. Aber auch dort findet man in jedem Buch eine andere Meinung und eine andere Lösung. Trainier A empfiehlt ausschließlich den Clicker, Trainer B warnt vor einem Dominanzproblem, Trainer C setzt grundsätzlich auf Futterbeutel, Trainer D will von allem nichts wissen und arbeitet immer ohne Hilfsmittel, weil der Wolf das ja auch so macht.

Haben Sie sich schon mal gefragt, wie man früher, also vor vielleicht zwanzig Jahren in so einem Fall vorging? Damals, als es noch keine unüberschaubare Zahl Hundetrainier und Bücher gab? Ganz einfach: man vertraute seinem Bauchgefühl. Nicht immer war dies richtig, aber es war zumindest noch da. Zusätzlich - nur um auf Nummer Sicher zu gehen - schaltete man seinen gesunden Menschenverstand ein.

Und heute? Viele Hundebesitzer bemühen sich wirklich, mit logischem Denken die richtigen Entscheidungen in der Erziehung ihrer Hunde zu treffen. Aber ich kenne nicht mehr viele Leute, die bei der Erziehung ihrer Hunde und Kinder noch ihr Gefühl sprechen lassen. Sie wollen alles „wissen“, alles nach Vorschrift und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen machen, denn sie wollen es „richtig“ machen. Ich finde, alles „richtig“ zu machen, ist ein schönes Ziel. Trotzdem sollen wir uns heute, in unserem Zeitalter unendlicher Information und Erkenntnisse, des Öfteren auch auf unser Gefühl verlassen und einfach handeln statt alles zu hinterfragen.

Und was hat nun wirklich gegen meine Heiserkeit geholfen? Der einzige, aber auch wirklich der einzige richtige Tipp war der meines Hausarztes: den Mund zu halten und irgendwelche Bonbons zu lutschen – egal welche, Hauptsache sie schmecken. So einfach ist das manchmal – in der Medizin, aber auch in der Hundeerziehung.

Herzliche Grüße

Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team