Ich glaube, das haben wir alle schon mehr als ein Mal erlebt: wir haben das untrügliche Gefühl, dass unser Hund uns nicht versteht. Und irgendwann später ist es wieder da, das Gefühl - dieses Mal jedoch, dass wir unseren Hund nicht verstehen. Das Fatale an unseren beiden Sprachen ist, dass es ungefähr genauso viele Gemeinsamkeiten gibt wie gravierende Unterschiede. Die Schwierigkeit liegt darin, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Eine Menge können wir dazu lernen, wenn wir unseren Hund beobachten: Was macht er in welchen Situationen? Wie sieht er in Situation A aus, wie in Situation B. Immer sollten wir dabei seine komplette Körpersprache beobachten, nicht nur die Rute oder nur den Fang.


Viele Menschen denken, wenn der Hund mit der Rute wedelt, dann ist er freundlich. Möglich wäre es, aber nicht sicher. Er könnte auch unsicher sein oder warnen oder einfach abwarten. Wichtig ist nun die Stellung der Ohren, seine Körperspannung, wie und wohin guckt er?


Ein Klassiker unter den Missverständnissen ist das Streicheln. Auch wenn manche (wenige) Hunde dies in allen Situationen genießen, fühlen sich nahezu alle Hunde bedrängt und eher bestraft, wenn man ihnen über den Kopf oder den Nacken streichelt. Es ist eine dominierende Geste und damit sicher zumindest keine Belohnung. Als das wird es aber immer von uns Menschen angesehen. Wenn man sich die so berührten Hund ansieht, fällt sofort auf, dass sie sich unwohl fühlen. Die Frage ist nun: möchte man das wirklich?


Anspringen fällt mir auch sofort ein, wenn es um Missverständnisse geht. Was wir Menschen dahinter vermuten und aus welchem Grund der Hund tatsächlich anspringt - diese beiden Dinge gehen häufig weit auseinander. Welpen springen noch häufig nach oben, um Kontakt zu unserem Gesicht und den Mundwinkeln herzustellen. Ältere Hunde könnten das gleiche beabsichtigen, sie könnten aber auch anpöbeln, eine unsichere Begrüßungsgeste zeigen, sich in den Vordergrund stellen wollen, aufgeregt sein, oder es sich einfach angewöhnt haben. Leider unterstellen die Besitzer und auch angesprungene Menschen dem jeweiligen anspringenden Hund aber häufig genau die falsche Motivation, je nachdem wie sie es gerne hätten - nur aufhören sollte er bitte sofort damit! Fair wäre es, die eigentliche Ursache des Anspringens ehrlich herauszufinden und je nach Motivation des Hundes diese abzuschaffen.


Ein dritter - ständig in der Diskussion stehender - Klassiker ist das Markieren von Rüden, im selteneren Fall auch von Hündinnen. Nein - der Rüde muss meistens nicht Pipi, wenn er sein Bein hebt. Und nein - es muss nicht sein, dass er es jedes Mal macht, wenn er einen Hund sieht, wenn er durch eine Tür geht, an einem Mauervorsprung oder einer Laterne vorbei läuft. Er möchte auch seine Blase nicht entleeren, weil ja noch genug darin verbleiben soll fürs nächste Markieren. Das Wort sagt es schon: Wenn mein Seven sein Bein hebt, würde ich die Familienflagge hissen. Die Aussage der meisten markierenden Hunde ist: Dieses hier gehört mir! Der gleichen Meinung sind aber auch andere Hunde, die dort markieren und so kommt es häufig zu Prügeleien zwischen den Kontrahenten und keiner hat eine Ahnung, wie das wohl entstehen konnte ... Nun, es entstand lange, bevor sich die beiden gegenüber standen. Und was müssen unsere Hunde (wie gesagt, zumeist Rüden), von uns denken, wenn sie ständig neben uns und vor allem an der Leine "ihr" Revier abstecken? Natürlich kann auch Markieren ein Ausdruck von Stress sein oder Angewohnheit oder was dem Besitzer sonst noch als Erklärung gerade einfällt. Nur "Pipi machen" ist es oft eben nicht.


Vielleicht habe ich mit diesen wenigen Sätzen den einen oder anderen neugierig gemacht und erreiche, dass er seinen oder andere Hunde in den nächsten Tagen ein wenig aufmerksamer beobachtet und entdeckt, wie Hunde in unterschiedlichen Situationen auf andere Hunde, Menschen und auf uns selbst reagieren. Was sieht man ihnen an? Und was nicht? Und wenn Sie dann googeln, werden Sie wiederum auf viele unterschiedliche Erklärungen treffen. Entscheiden Sie sich für diejenige, die für Ihren Hund am besten passt.

Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team