Viele Menschen nehmen einen Welpen zu sich, der als Erwachsener eine wichtige Aufgabe erfüllen soll. Man hat sich diesen Welpen mit Sorgfalt ausgesucht, immer im Hinblick darauf, dass er später ein guter Jagdhund, Rettungshund, Wachhund oder Partner im Sport wird.

Natürlich achtet man auf seine Veranlagungen, auf sein Wesen, wer die Eltern sind. Alles ist sorgfältig überlegt. Bereits im Welpenalter, üblicher Weise bis zur 16. Lebenswoche, wird der Welpe mit allem bekannt gemacht, was er in seinem späteren Leben kennen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt entwickelt sich gewöhnlich noch alles zur vollsten Zufriedenheit.
Dann jedoch kommt der Junghund in die Pubertät – und plötzlich scheinen sich die schönsten Pläne zu zerschlagen. Denken Sie so etwas nie! Auch ein Hund, der zu Höherem berufen ist, ist nur ein Hund, der alle Entwicklungsphasen durchlebt wie jeder andere Hund.

Bleiben Sie dem "Pubertier" gegenüber fair!

So sollte zum Beispiel ein angehender Blinden- oder Servicehund oder ein Hund, der mit alten Menschen, Behinderten oder Kindern arbeiten soll, möglichst alles kennen lernen, was es in unserer Welt gibt. Er sollte kein Problem mit Rollstühlen haben und erst recht nicht mit Menschen, die manchmal unsicher gehen. Busse und Bahn muss er sowohl als Welpe als auch als Jugendlicher immer wieder neu entdecken. Überall sollte man mit ihm auch Gehorsamkeit trainieren, denn es wird demnächst sein Job sein, einem hilflosen Menschen zu helfen. Wenn es aber dann doch mal hakt in seiner Ausbildung, dann machen Sie einfach eine Pause. Spielen Sie wieder vermehrt mit ihm und sorgen Sie dafür, dass sein Leben nicht nur aus Stress besteht.

Genauso verhält es sich bei Rettungshunden in Ausbildung, die plötzlich nicht mehr über den Steg gehen möchten, obwohl das seit Monaten nie ein Problem war. Schließen Sie in diesem Fall mit einem letzten Locken mit Leckerchen oder anderen Hilfestellungen die Übung ab und vergessen Sie den Steg für einige Wochen. Sie werden sehen, danach wird Ihr Hund keine Probleme mehr mit ihm haben.

Hunde, die gerne apportieren, nehmen plötzlich ungern Dinge in den Fang, weil sie Zahnschmerzen haben oder sie widmen sich während einer Suchübung plötzlich einer ganz anderen Spur. Es ist normal, dass in diesem Alter ihr Interesse eher dem Wild oder einer interessanten Hündin gilt als dem noch vor Wochen begehrten Apportiergegenstand. Manche meinen auch, plötzlich ein kleines Rennspielchen ins Training einbauen zu müssen oder den Apportiergegenstand lieber für sich zu behalten als ihn abzugeben. Meistens geschehen diese Sachen beim ersten Mal sehr unerwartet für uns Menschen und wir sind erstaunt. Nur zwei Wege führen schnell wieder heraus aus dem sich anbahnenden Problem: entweder leinen wir den Hund sofort an und beenden an diesem Tag das Training oder wir unterbrechen das Pubertier harsch und schwenken augenblicklich um in ein Gehorsamkeitstraining. In beiden Fällen wird das Erstaunen unseres Auszubildenden groß sein.

Was auch geschieht, die wichtigste Aufgabe des Ausbilders ist, dass sich die neuen, unerwünschten Erfahrungen und Verhaltensweisen unserer Junghunde nicht festsetzen! Das verhindert man jedoch nur, indem man sie in der Pubertätsphase nicht immer wieder den gleichen Situationen aussetzt, in denen sie diese zeigen.

Hinzu kommt, dass auch Hunde, die sich in Ausbildung für einen Beruf befinden, vor allem in dieser Zeit häufig ihre eigenen Vorstellungen vom Tagesablauf oder von einer aktuell gestellten Aufgabe haben und diese durchsetzen wollen. Und auch hier gilt, dass man weiterhin ruhig, aber deutlich und sofort Grenzen setzen sollte. Die zweite Wiederholung eines Verhaltens, das man nicht dulden kann, ist eine zuviel. Hier sind wir wieder beim vorhergehenden Punkt. Wenn auch nicht immer, so ist es häufig eben am sinnvollsten, das falsche Verhalten gar nicht erst herauszufordern, sondern eine Weile auf eine bestimmte Übung, das Aufsuchen einer bestimmten Situation oder eines Ortes einfach zu verzichten.
Nach der Pubertät werden Sie sehen, dass nichts von dem, was vorher vorhanden war, verloren gegangen, sondern nur unter das Fell gerutscht ist.

Und dann kommt irgendwann der Tag, an dem man bemerkt: Jetzt wird er wieder normal, unser Junghund. Das ist ein schöner Tag und wir können mit Spaß und Engagement als Team unser ursprüngliches Arbeitsziel ansteuern. Ab jetzt ist auch unserem Hund anzumerken, dass er wieder Freude hat an unserer Zusammenarbeit. Das ist unser aller Lohn für ein ruhiges, verständnisvolles Durchhalten.

 

Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team