Wenn die Übungen im Haus und im eigenen Garten gut klappen, wird es Zeit, das Training nach draußen zu verlegen. Mit "draußen" meine ich tatsächlich überall "draußen": Wald, Wiesen, Stadt, Park, Wohngebiete, aber auch Geschäfte oder Cafés.

Wir wissen, dass unser Hund nicht generalisiert, wenn wir immer nur am gleichen Ort trainieren. Das heißt: Wenn er jemals an einem ihm fremden Ort liegen bleiben oder auf Zuruf kommen soll, dann muss man dies vorher an vielen anderen bekannten und natürlich auch fremden Orten üben. Dies nicht zu machen, ist der häufigste Grund für den vermeintlichen "Ungehorsam" eines Hundes. Viele Hundebesitzer wissen tatsächlich nicht, dass sie ihre persönliche Komfortzone, also ihr angestammtes Wohn- und Auslaufgebiet verlassen müssen, damit ihr Hund eine Chance hat, das Erlernte zu generalisieren.


Ab jetzt ergeben sich viele unkontrollierbare Begegnungen und Geschehnisse. Dies stellt uns Hundeerzieher vor neuen Aufgaben, manchmal auch vor Problemen. Wir müssen noch vorausschauender laufen und planen. Und wir müssen vor allem mitdenken. Wenn mein Hund gerne zu anderen Hunden läuft, setze ich ihn ins "Sitz" oder sage ihm "Fuß", ehe er sich aufregt. Ich gehe notfalls auch in größerer Entfernung an einem anderen Hund oder Menschen vorbei, damit mein Hund eine Chance hat, sich auf mich zu konzentrieren. Und ich gebe ihm jede Hilfe, die er braucht, um richtig zu reagieren. Dies könnte vielleicht ein Kommando sein, das er besonders gut beherrscht oder ein Leckerchen vor der Nase oder sein Lieblingsspielzeug, das ich ihm zeige. Manchmal hilft ein klares "Nein" in der richtigen Sekunde ausgesprochen dem Hund, einen Fehler zu vermeiden und Sie können ihn belohnen statt ihn korrigieren zu müssen. Sie merken schon: zum Telefonieren, Surfen oder Plaudern haben Sie wirklich keine Zeit.


Wählen Sie die neuen Trainingsgebiete sorgfältig aus. Dies kann heißen, dass Sie für einen Anfängerhund, der Stadttraining braucht, eine ruhige Seitenstraße anfahren, ihn auch dort erst aus dem Auto lassen und nur dort trainieren. Für einen fortgeschrittenen Schüler darf es durchaus gerne die Fußgängerzone am Samstagnachmittag sein. Wichtig ist, dass Sie umso ruhiger bleiben, je mehr sich ihr Hund womöglich aufregt. Um zu entscheiden, ob es ihm gut geht und er noch lernfähig ist, gibt es ein Ampelsystem. Im grünen Bereich läuft er verhältnismäßig entspannt mit ihnen, nimmt Leckerchen, beobachtet vieles mit Interesse und ist mit normaler Stimme ansprechbar. Im gelben Bereich ist er recht nervös, nimmt Leckerchen, wechselt seine Blicke schnell von einem optischen Reiz zum anderen und man muss die eigentlich gut funktionierenden Kommandos zwei oder drei Mal sagen. Befindet der Hund sich im roten Bereich, ist er kaum noch ansprechbar, zittert womöglich, nimmt keine Leckerchen mehr und weiß offensichtlich nicht mehr, wohin er zuerst gucken soll. In diesem Fall ist er nicht mehr in der Lage zu lernen und es tut ihm nicht gut, weiter diese hohe Reizlage ertragen zu müssen. Nehmen Sie ihn raus aus der Situation, aber auch dies ohne Hetze und Eile. Vielleicht setzen Sie sich auf eine Mauer in einer ruhigen Nebenstraße oder auf eine allein stehende Parkbank. So können Sie beide sich entspannen.

Gut vorbereitet werden Sie erleben, dass Sie diejenigen Situationen als willkommene Verleitungen ansehen, die vor einigen Wochen noch ärgerliche Erlebnisse waren. Nehmen Sie zum Beispiel die Herausforderung an, ruhig und konzentriert mit Ihrem Hund an einem fremden bellenden Hund vorbeizugehen oder zeigen Sie ihm, dass der Erzfeind hinter dem Gartenzaun des Nachbarn kein Grund ist, ebenfalls auszuticken. Vielleicht gehen Sie ab jetzt absichtlich an der Pferdewiese vorbei, die Sie in den letzten Monaten gemieden haben, weil Ihr Hund vor den Riesentieren Angst hatte oder sie jagen möchte. Geben Sie ihm das Kommando "Fuß", halten Sie ihm die beste Bockwurst der Welt vor die Nase und zeigen ihm, dass er nicht zittern und nicht bellen muss. Machen Sie - wenn er sich in der grünen oder gelben Zone befindet - eine Blickkontaktübung oder lassen Sie ihn kurz abliegen. Er könnte auch einen Trick ausführen oder sein Lieblingsspielzeug apportieren. Es ist egal, Hauptsache Sie kommen gemeinsam voran im Alltagstraining oder der Problembehebung.
Ich bin mir sicher, dass jedem von uns nun etwas einfällt, das er schon lange mal mit seinem Hund aufarbeiten wollte. Wie wäre es, jetzt damit zu beginnen?

Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team