Es ist wieder Jahresanfang. Und weil unsere Hunde selbst sehr sparsam mit guten Vorsätzen für dieses wunderbare neue Jahr umgehen, finden wir gerne für uns und sie gemeinsam welche.

Häufig bestehen diese darin, dass unser vierbeiniger Begleiter sich in alltäglichen Situationen ein klitzekleines bisschen besser benehmen soll. Vor allem zum Jahresbeginn schenken ehemalige Kursteilnehmer ihrem Hund gerne die eine oder andere Einzelstunde zum Auffrischen oder Verbessern ihrer aktuellen Fähigkeiten. So rief mich kurz vor Weihnachten eine sehr nette Dame an und äußerte den Wunsch, ab Anfang Januar daran zu arbeiten, dass ihr fünfjähriger Terrier bis zu den Osterferien ohne Bellattacken im Auto bis Bayern mitfährt - und zwar nicht mehr auf ihrem Schoß. Ein schönes Ziel. Das sollten wir hinbekommen!


So bin ich auf die Idee zu diesem Weblogthema gekommen. Letztendlich können die meisten unserer Hunde doch eine ganze Menge, aber irgendwie können sie es immer genau dann nicht zeigen, wenn es wirklich wichtig wäre. Das ist ärgerlich und manchmal auch gefährlich - für uns, unseren Vierbeiner oder auch für andere Menschen. Warum also nicht daran arbeiten, dass wir mit einem Fortgeschrittenen-Training den aktuellen Wissensstand erweitern und so ein wenig alltäglichen Stress aus unserem gemeinsamen Zusammenleben nehmen. Egal ob es um ein Training im Bereich "Sitz", "Platz", "Fuß" oder "Komm" geht: ist unser vierbeiniger Freund darin schon recht gut, sollten wir beginnen, mit Verleitungen zu trainieren. Ich liebe es, anfangs kontrollierte und kontrollierbare Verleitungen in unser Training einzubauen. Wenn man einen Plan hat, lernt es sich schneller und angenehmer.
Ich beginne immer mit Tennisbällen, dann nehme ich einen Fußball, dann einen oder mehrere Teller mit Leckerchen (bevorzugt Wurst oder Käse), dann Rinderohren oder andere Delikatessen, dann eine Reizangel, dann ein Spielzeug an einem Gummiseil.

Wenn ich den Tennisball werfe, muss Hund sitzen bleiben. Er darf ihn nicht holen - ich gehe selbst. Klappt das, werfe ich den Ball über Hund. Klappt das, rufe ich Hund zu mir, während ich den Ball werfe (der Ball ist noch in der Luft, wenn ich Hund rufe). Ich beginne die Übungen mit Leine und ende natürlich ohne Leine.
Den Fußball kicke ich vor mir her, während Hund sitzt, liegt, im "Fuß" läuft und während er zu mir kommt, weil ich ihn abgerufen habe. Auch hier arbeite ich erst mit Leine, dann ohne.
Teller nutze ich häufig und gerne zum Training, mal nur einen, mal mehrere. Ich lege Leckerchen darauf. Dann laufe ich mit Hund um sie herum, auf sie zu, rufe Hund an ihnen vorbei ab oder durch mehrere Teller hindurch. Das alles mit und ohne Leine, zum Schluss mit Entfernungen von 40 Metern und mehr. Macht Hund alles brav mit, ohne sich etwas vom Teller zu klauen, schicke ich ihn zur Belohnung mit "Voran" dort hin. Manchmal gehe ich mit ihm gemeinsam zum Teller, nehme das Leckerchen selbst herunter und gebe es ihm. Sehr gerne lasse ich Hund auch sein Rinderohr oder die Pansenstange so verdienen.

Die Reizangel ist eine sehr gute Verleitung mit Bewegungsreiz. Erst soll Hund sitzen bleiben, obwohl sich ein Spielzeug an der Schnur lustig bewegt, dann rufe ich ihn, dann soll er sich setzen, obwohl es sich immer noch bewegt. In diesem Training sollte Hund das Spielzeug auf keinen Fall bekommen - auch nicht zum Schluss als Belohnung. Genauso setze ich ein Spielzeug an einem Gummiseil ein. Dieses Gummi befestige ich irgendwo und lasse es am Hund vorbeiflitschen.

Bestimmt fallen Ihnen noch andere Verleitungen in Ihrem häuslichen Umfeld ein, die Sie gezielt und geplant nutzen und - wo man schon gerade dabei ist - gleichzeitig ein schon lange störendes Verhalten damit wegtrainieren können. Dies könnte die Katze sein, während sie durchs Wohnzimmer schleicht oder die Kinder, wenn sie von der Schule kommen oder ein Brötchen, das Sie absichtlich auf dem Küchentisch platzieren. Hund darf auch hier nicht hinterher hetzen, hoch springen, klauen.

Vielleicht wird der eine oder andere jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und denken: Ach du lieber Gott - das ist ja Training mit Konflikten und Frustration! Der arme Hund! Nun ja, so ist aber das Leben. Wir und unsere Hunde - wir alle müssen lernen, mit dem Frust umzugehen, etwas nicht sofort machen oder haben zu können. Nur wer dies nicht lernt, ist ein armer Hund und erfährt sehr viel unnötigen Stress in seinem Leben.

Hier noch ein paar grundsätzliche Tipps: Wenn Sie mit Verleitungen trainieren, halten Sie die Trainingseinheiten kurz. Sie können jeden Tag trainieren, aber achten Sie darauf, dass Ihr Hund die letzte Übung erfolgreich beendet und eine deutliche Belohnung bekommt. Achtung: eine Belohnung ist immer das, was der Hund gerne in diesem Moment hätte. Streicheleinheiten sind das selten - Wurst ist das nahezu immer! Belohnen Sie auch kleine Schritte zwischendurch mit einer großen Belohnung, das macht das (aus Sicht des Hundes) doofste Training zu einem Highlight. Und zu guter Letzt: bleiben Sie ruhig im Tonfall, schimpfen Sie möglichst nicht und geben Sie Ihrem Hund deutliche Signale und Kommandos. Sie können es sich leisten, souverän zu bleiben, denn Sie haben ja alles gut geplant und sind auf alles vorbereitet, was schief gehen könnte.
In unserem nächsten Weblog trainieren wir draußen, dort, wo das Leben tobt und uns die Realität einholt. Bis dahin wünschen wir allen Teams mit guten Vorsätzen viel Erfolg, aber auch viel Spaß beim gemeinsamen Training.

Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team