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Stellen Sie sich vor, Sie spazieren mit Ihrem vierbeinigen Freund durch die Landschaft. Alles ist schön. Ihr Hund schlendert fröhlich um Sie herum. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und es riecht nach Wald. Haben Sie sich an solch einem Tag auch schon mal gefragt: Was genau sieht, hört und riecht mein Hund jetzt?

Viele Menschen gehen davon aus, dass ein Hund genau das gleiche sieht, hört und riecht wie wir. Wäre das tatsächlich so, dann gäbe es den Hund heute vielleicht gar nicht als unseren ständigen Begleiter. Denn man hätte ihn eigentlich nicht wirklich gebraucht. Tatsächlich ist jeder Hund seinem Menschen in seinen Sinnesleistungen weit überlegen. Das macht ihn zu einem besseren Jäger, einem besseren Bodyguard, einem besseren Schäfer, einem besseren Landminensucher.

Das Sehvermögen des Hundes ist dem unseren zwar ähnlich, aber eben nur ähnlich. Muster und Strukturen können Hunde nur schlecht erkennen. Sie sind Bewegungsseher. Einen kleinen Punkt am Horizont können sie durchaus als Pferd, Auto oder Menschen identifizieren, wenn er nicht still steht. Auch in der Dämmerung sehen sie wesentlich besser als wir. Dafür sind ruhende, stehende Dinge für sie zunächst einmal schlecht zu erkennen und einzuschätzen. Das können Mülltonnen sein, an denen man vorbeigeht oder ein Pfosten, der mitten auf dem Weg steht. Inzwischen weiß man auch, dass Hunde die Welt ähnlich sehen wir Menschen, die an Rot-Grün-Blindheit leiden. Sie erkennen mehrere Farben, vor allem Blautöne bis hin zu Violett. Rot erkennen sie als Gelb. Die meisten Farben sehen sie in Schwarz-Weiß-Grau-Tönen. Dafür ist ihr Gesichtsfeld um ca. 70 % weiter als das unsere, denn ihre Augen liegen seitlich am Kopf.

Auch das Gehör ist besser ausgebildet als das des Menschen. Tiefe Frequenzen (unter 67 Hz) hören Hunde nicht, jedoch nehmen sie ausgezeichnet Töne im hohen Frequenzbereich über 17.600 Hz wahr, ja selbst im Ultraschallbereich. Schon lange, ehe Sie eine Maus am Wegesrand erreicht haben, hat Ihr Hund diese im Gras rascheln hören und womöglich einen Sprung in ihre Richtung geplant. Entsprechend reagieren sie auch gut auf Pfeifen mit hohen Tönen und Ultraschallfrequenzen.

Der Geruchsinn des Hundes sprengt jedoch unser Vorstellungsvermögen. Er ist extrem gut, so gut, dass er ohne Probleme alte von neuen Gerüchen unterscheiden kann. Was riecht ein Fährtenhund an der Fährte? Den Geruch unserer Schuhe oder den der Füße eines Tieres? Nein, es ist die "Bodenverletzung" – das heißt, nicht nur das niedergetretene Gras, sondern vor allem die Zersetzung toter Kleinstlebewesen (verursacht durch das Laufen), für die wir ein Mikroskop brauchten, wollten wir sie sehen. Es gibt Hunde, die ausgebildet sind für die Landminensuche in Kriegsgebieten, Tumorsuche beim Menschen oder Schimmelpilzsuche in Häusern. Ein Hund riecht den Adrenalinausstoß eines anderen Lebewesens. Er riecht auch, ob eine Spur von links nach rechts oder von rechts an links verläuft. Und so weiter. Die Hundenase besteht unter anderem aus ca. 200 Millionen Geruchsrezeptoren, die des Menschen aus 5 Millionen, sein Riechorgan hat eine Fläche von ca. 7 qm, das des Menschen von ungefähr 0,5 qm.

Zu allem Überfluss besitzen unsere Hunde auch noch ein Sinnesorgan mehr als wir: das Jacobsonsche Organ. Es befindet sich im hinteren Bereich des Kopfs, zwischen Nase und Gaumen. Mit ihm können Hunde Gerüche schmecken und nehmen auf diese Weise noch mehr Informationen auf als über den bloßen Geruch.

Das alles ist erstaunlich, nicht wahr? Und was können wir mit diesem Wissen anfangen? Sehr, sehr viel. Glauben Sie es nicht, wenn Ihnen jemand sagt, der Hund sieht nicht, wer an der Leine zieht. Genauso sicher können Sie sein, dass Ihr Hund weiß, welches Familienmitglied auf die Haustür zuläuft und welches Auto aufs Grundstück fährt. Ihr Hund riecht, ob Sie gestresst sind oder sich freuen. Wenn Sie sich im Wald verstecken wollen, dann nützt es nichts, sich hinter einen Baum zu stellen, wenn Sie dabei auch nur kurz die Hand bewegen oder der Wind aus Ihrer Richtung kommt. Das funktioniert allenfalls noch beim Welpen – wenn der nicht schon ein Geruchsspezialist ist. Und wenn Sie ihren Hund rufen, dann ziehen Sie am besten seine Aufmerksamkeit auf sich, indem Sie sich bewegen und nicht still und steif dastehen.

Es macht viel Spaß zu beobachten, wie intensiv Ihr Hund Sie und seine Umwelt wahrnimmt – und was er mit diesen Informationen macht. Vielleicht nutzen Sie ja sogar die eine oder andere Fähigkeit für seine Erziehung oder für gemeinsame Beschäftigungen und Spiele. Dies würde nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Hund gefallen.

Herzliche Grüße

Ihre

Martina Nau